Kleines, ungeordnetes Bitcoin-Manifest

Ich bin Bitcoiner. Die Gründe dafür sind vielfältig, die meisten davon haben nichts damit zu tun, dass ich mit Kryptowährungen unermesslich reich werden will. Tatsächlich habe ich bisher keinen einzigen BTC verkauft und habe auch in absehbarer Zeit nicht vor, das zu tun. Bitcoin ist ein Statement, eine Einstellung, eine Ansicht darüber, was in dieser Welt falsch läuft und was sich verbessern kann, von mir aus auch eine Ideologie oder eine Religion. Wenn du, lieber Leser, bis hierher nicht ausgestiegen bist, dann bringst du vielleicht die Geduld und Offenheit mit, weiterzulesen und ein paar meiner Gründe nachzuvollziehen. Das würde mir tatsächlich etwas bedeuten. Die Tragweite dieses Themas lässt sich nur schwer zusammenfassen. Es folgt ein Versuch.

Finanzielle Inklusion

Weltweit gibt es noch immer Milliarden von Menschen, die keinen Zugang zu einem Bankkonto haben, aber sehr wohl ein internetfähiges Smartphone in der Tasche. Dieselben Menschen leben häufig in menschenrechtlich wie wirtschaftlich restriktiven Nation mit korrupten Regierungen und totalitären Herrschern. Sie schlagen sich mit minimaler finanzieller Sicherheit durch den Tag, kaum in der Lage abzuschätzen, ob das Gehalt, welches sie am Abend erhalten, ausreichen wird, um die Versorgung für den nächsten Tag zu bezahlen.

Wer sich denkt, Bitcoin sei als Zahlungsmittel aufgrund seiner Volatilität ungeeignet, der hat sich noch nicht die Wertentwicklung von Währungen wie dem Argentinischen Peso, dem Venezolanischen Bolívar oder dem Libanesischen Pfund angeschaut; stark inflationierende Währungen, die ihre Bevölkerung verarmen lassen. „Check your financial privilege“ sagen Bitcoiner zu jenen gemütlich situierten, reichen und abgesicherten Menschen in der Ersten Welt, die sich denken, so etwas wie Bitcoin bräuchte es nicht.

Bitcoin ist davon unabhängig, unangetastet, schert sich nicht um Landeswährungen und totalitäre Regierungen. Bitcoin lassen sich in einer Wallet auf dem Smartphone herumtragen, gesichert von einer Seed-Phrase, die sich jeder merken kann. Das geht alles ohne Bank, wie mutige und technikaffine junge Menschen in den Schwellenländern zeigen, zum Beispiel in Nigeria, wo Bitcoin zeitweilig höher notierte als überall sonst in der Welt. Die Menschen sind dort in Bitcoin geflüchtet, nachdem die nigerianische Regierung ihren CBDC (central bank issued digital currency) forcieren wollte. Dieselbe Regierung hat seit Jahren ihre Währung herunter inflationiert. Welche andere Lösung hast du für die Menschen dort, wenn nicht Bitcoin?

Schnelle Transaktionen ohne Grenzen

PayPal und andere Bezahldienste existieren bereits und funktionieren, wozu braucht es also Bitcoin? Klar, sie sind nützlich. Auch wenn ich lieber mit Bitcoin bezahlen würde, nutze ich dennoch hin und wieder PayPal. Doch der Vorgang dahinter, das, was wir Normalverbraucher nicht mitbekommen, ist so umständlich, bürokratisch und verzweigt – es schlägt sich auch auf die Kosten nieder.

Zehn Minuten braucht es mit Bitcoin, dann ist die Transaktion final abgeschlossen. Und wirklich abgeschlossen, beendet, done. Bei PayPal dauert es Wochen bis Monate, bis die eigentliche Zahlung beglichen ist. Besonders die Transaktionen über Ländergrenzen hinweg sind ein bürokratischer Alptraum. Tatsächlich streckt PayPal das Geld nur vor, aus der eigenen Tasche.

Bitcoin interessiert sich nicht für Ländergrenzen. Es spielt keine Rolle, auf welchem Teil der Erdkugel sich Absender und Empfänger einer Transaktion befinden. Die Transaktionszeit und die Gebühren sind davon komplett unabhängig. Und mit weiteren Anwendungen wie dem Lightning Network sind Transaktionen innerhalb von Sekunden erledigt, zu noch niedrigeren Gebühren. Währenddessen nehmen Bezahldienste wie Western Union horrende Summen dank hoher Gebühren ein, indem sie die Menschen aus den Schwellenländern ausnutzen, die in Ländern Europas oder in den USA arbeiten und das Geld zurück zu ihren Familien schicken. Das war einer der Gründe, warum El Salvador Bitcoin als offizielles Zahlungsmittel einführte.

Bitcoin gegen den Krieg

Vereinfacht gesagt, führte John Maynard Keynes 1917 in Großbritannien das Fiatgeld ein, damit es den Krieg finanzieren konnte. Richard Nixon entkoppelt den US-Dollar 1971 komplett von den Gold-Reserven, um den Vietnam-Krieg zu finanzieren. Was wir heute Geld nennen, ist Kriegsgeld. Der weltweite Fiat-Standard ist ein Kriegs-Standard. Es muss offen als das bezeichnet werden, das es ist. Blocktrainer, wohl der einflussreichste und reichweitenstärkste Bitcoin-Kanal in Deutschland, hat auf seiner Seite eine Artikel-Serie zur Einführung verschiedener inflationärer Fiatwährungen im Laufe der Geschichte veröffentlicht. Zumeist dienten sie dazu, einen Krieg zu finanzieren. Sie sind letztlich alle gescheitert, haben Länder ruiniert und ihre Bevölkerung verarmt.

Digitale Knappheit

Die Einzigartigkeit von Bitcoin erschließt sich einem vielleicht erst dann, wenn man seine Knappheit wirklich verstanden hat. Es ist das einzig endliche Gut innerhalb des Universums, das wir kennen. Kannst du mir sagen, wie viel Gold es auf unserem Planeten gibt? Oder viel Gold wir in unserer Galaxie, in unserem Universum finden können? Nein? Von Bitcoin wissen wir es. 21.000.000 BTC. Mehr wird es nie geben. Das ist so im Code der Blockchain festgeschrieben.

Das Thema Inflation wollte ich bewusst erst spät bringen, da nach der Erfahrung anderer Bitcoiner die Menschen häufig aussteigen, wenn sie über unsere eigenen Währungen nachdenken sollen. Verdammt, es lässt sich nicht vermeiden, der Begriff fiel bereits in den vorigen Abschnitten. Fakt bleibt aber, dass Bitcoin auch als eine Antwort auf unser Zentralbank-Geld geschaffen wurde. Wir selber, die Menschen, die per Gesetz gezwungen sind, dieses Geld nutzen zu müssen, haben keine Kontrolle über seine Menge, seine Geldpolitik, können die Entscheidungen nicht beeinflussen, die in den Zentralbanken gefällt werden und können nur hilflos dabei zusehen, wie unsere Kaufkraft schwindet.

Bitcoin aber ist ein digitales, durch ein immer mächtiger und resilienter werdendes Netzwerk, basierend auf dem Proof-of-Work-Konsensmechanismus, geschütztes Gut, das in seiner Knappheit absolut ist. Wir wissen exakt, wie viele Bitcoin es jemals geben wird. Das ist transparent in der Blockchain aufgezeichnet. Weißt du, wie viele Euro es gerade gibt? Weißt du auch, wie viele es jemals geben wird? Verstehst du überhaupt, was das mit deinem Einkommen, mit deinem Ersparten, mit dem Wert deiner Arbeit macht?

Bei Bitcoin wissen wir es. Den Zentralbanken müssen wir vertrauen, bei Bitcoin ist Vertrauen schlicht nicht notwendig. Es ist „trustless“. „Don’t trust, verify“, sagen die Bitcoiner. Alles lässt sich nachprüfen.

Und wer jetzt denkt, wir brauchen Inflationsgeld, den will ich die Frage stellen, weswegen Deutschland seine größte Blüte mit einem harten Gold-Standard erlebte. Das war nach 1871. Deutschland verließ den Gold-Standard mit dem Ersten Weltkrieg, um seine Kriegsausgaben zu bezahlen. Wie die Geschichte danach ihren Verlauf nahm, brauche ich dir hoffentlich nicht zu erzählen.

Das leidige Umweltthema

Der Stromverbrauch von Bitcoin ist die aktuelle Sau, welche derzeit durch jedes Dorf getrieben wird, um die größte Kryptowährung schlechtzureden. Zuvor waren es Gegenargument wie „nur Kriminelle nutzen Bitcoin!“ (sehr schlechte Idee für Kriminelle, da nur pseudonym) oder „Bitcoin hat keinen Nutzen!“ (Again, check your financial privilege!). Ja, Bitcoin verbraucht Strom. Dieser Strom schützt das größte Zahlungsnetzwerk der Welt, garantiert seine Sicherheit, seine Dezentralität und verankert es in der Realität, da echte Arbeit (Energie) notwendig ist, um es zu schürfen. Wie beim Gold. Zudem vergessen Kritiker, wie groß der Anteil regenerativer Energien am Bitcoin-Mining ist.

Fairerweise müsste jeder Kritiker nachfragen, wie groß der Stromverbrauch unseres bestehenden Finanzsystems ist. Wie viel Energie verbrauchen all die Mitarbeiter der Banken, die zur Arbeit fahren? Mit ihrer Büroarbeit, ihren Telefonaten, ihren PCs, ihren Geschäftsreisen? Wie viel kostet der Betrieb von Hausbanken und der großen Banken bis hin zur Zentralbank? Wie viel Energie verbrauchen die Börsen oder die Unternehmen, welche nach Gold graben? All das sind Fragen, welche sich Kritiker stellen müssten. Bislang sieht es so aus, als wäre der Stromverbrauch unseres Finanzsystems unweit höher als der Verbrauch von Bitcoin. Und grüner ist unser bestehendes Finanzsystem ohnehin nicht.

Letzte Worte, versprochen!

Zum Abschluss lässt sich sagen: Bitcoin ist für jeden da, für jeden offen, betrügt und belügt dich nicht, diskriminiert nicht, ist unabänderlich in seinen Eigenschaften, schnell und günstig. Es stärkt das Individuum und gibt ihm die finanzielle Freiheit zurück, seine eigene Bank zu sein. Dafür trägt man die eigene Verantwortung, sicherlich, doch das ist etwas, was wir als mündige, erwachsene Menschen durchaus hinbekommen sollte. Bitcoin ist eine Chance für Milliarden, weltweit. Study Bitcoin.

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