Wie könnten sich Reisende unterhalb der Erde, ohne moderne Instrumente, auf einem unterirdischen See zurechtfinden? In Heilige Bastarde, Kapitel 46, ermöglichte ein seltsamer Stein den Gefährten ihre Fahrt durch die Unterwelt:
Barutz holte einen weiteren Gegenstand aus seinem Gepäck hervor … Mit einem Grinsen zeigte er ihnen den schmucklosen, durchsichtigen Stein und hielt ihn dann zur Decke. Er suchte damit anscheinend nach etwas. Plötzlich leuchtete der Kristall auf.
»Ha! Da ist sie! Die Sonne. Der Kristall zeigt dir den momentanen Stand der Sonne an, selbst durch das dickste Gestein hindurch. Ihr Menschen orientiert euch doch auf hoher See nicht anders, oder? Und, klappt es jetzt?«
Hedda nahm den Kristall an sich und probierte es selbst aus. Sie schaute immer wieder zwischen dem schwachen Leuchten und der Karte hin und her. »Ich denke schon. Diese Gewässer sind mir unbekannt, aber wenigstens die ungefähre Richtung sollte ich damit herausfinden können.«
Es wäre einfach gewesen, sich irgendein fantastisches Werkzeug auszudenken, einen magischen Gegenstand, der das Problem einfach so löst, oder eine Art zwergischer Kompass. Noch einfacher wäre es gewesen, das Problem gar nicht erst anzusprechen und darauf zu hoffen, dass es keinem der Leser auffällt. Stattdessen habe ich mich von der Geschichte inspirieren lassen.
Seltsame Kristalle der Wikinger
Aus verschiedenen Sagas der Wikinger kennen wir sogenannte „Sonnensteine“. Auch in den Inventurlisten der Kirchen wurden sie genannt, man fand sogar einen dieser Kristalle in einem Schiffswrack nahe der Insel Alderney aus dem 16. Jahrhundert. Lange Zeit galten diese Kristalle, mit dessen Hilfe die Wikinger selbst bei dicht bewölktem Himmel die Sonne genau lokalisieren konnte, als eine Legende. Die Historie steckt allerdings voller Überraschungen, zudem waren unsere Vorfahren findiger und wussten sich auf vielfältigste Art und Weise zu helfen, indem sie das nutzten, was die Natur ihnen gab. Bei diesem Sonnenstein handelte es sich um einen Kristall aus Calcit, auch Kalkspat oder Doppelspat genant. Dieses bricht das Sonnenlicht, selbst wenn die Sonne nicht mehr zu erkennen ist. Man hält es schlicht gen Himmel und schaut dabei durch den Kristall, bis zwei Lichtbündel darin zu erkennen sind.
Kristallmagie der Zwerge
Die Inspiration für diese Steine, welche Hedda und die anderen nutzen, um sich in der Unterwelt der Zwerge orientieren zu können, mag aus der echten Welt kommen. Der Stein in dem Roman ist jedoch magischer Natur. Die Zwerge im Götterdunkel-Universum herrschen über die Elemente Stein, Erde und Metall, doch den Kristallen besondere Kräfte und Eigenschaften zu entlocken, das ist etwas, wozu ich bislang noch nicht viel Gelegenheit gehabt hatte darüber zu schreiben.
Die Frage ist nun, wozu haben die Zwerge diesen Stein geschaffen? Gibt es noch mehr davon? Möglicherweise orientieren sie sich genauso auf den Wassern der Unterwelt. Selbst wenn sie als unterirdisches Volk wenig mit der Sonne anfangen können, könnte es sich trotzdem für die Navigation als nützlich erweisen. Vielleicht nutzen sie es auch für die Zeitbestimmung. Ohne den Lauf der Gestirne werden sie es schwer haben, unterhalb der Erde Tage und Stunden zu zählen.
Wer weiß, wann ich dazu komme, einen „Kristall-Magier“ und magischen Gemmenschmied auftauchen zu lassen, der ganz besondere Dinge mit solchen Steinen und Kristallen anstellen kann. Weitere Projekte in dieser Welt sind geplant. Oder ich komme endlich dazu, das RPG für Götterdunkel zu schreiben …