Dungeon Meshi – Leckerbissen im Dungeon

Inspiration findet man überall. Es lohnt sich, ganz weit den Blick schwenken zu lassen – etwa nach Japan – und einen Blick in den Manga Dungeon Meshi von Ryoko Kui zu werfen. Denn dieser ist nicht nur in vielerlei Hinsicht „köstlich“, sondern aufgrund seiner Qualitäten für Fans und Schreiberlinge des Fantasy interessant. Ebenso für die, welche sich für das World-Building interessieren.

Worum geht es in Dungeon Meshi?

Eine kleine, auf den ersten Blick typische Fantasy-Truppe kämpft gegen einen Drachen – und verliert. Die Truppe wird noch rechtzeitig von einer Magierin namens Farlyn aus dem Dungeon zurück an die Oberfläche teleportiert. Doch landet sie im Magen des Drachen.

Für den Anführer des Trupps und Bruder von Farlyn, Laius, ist sofort klar: Zurück in den Dungeon! Denn ein Drache braucht eine Weile, bis er sein Mahl verdaut hat. Es besteht noch Hoffnung, den Drachen zu erlegen und seine Schwester wiederzubeleben. Wenn sie nur schnell genug zu ihm gelangen.

Das Problem: Kein Geld mehr. Sie brauchen unbedingt Proviant, denn so ein Dungeon ist kein Ponyhof. Aber Laius weiß sofort Abhilfe: Sie sparen sich das Geld für den Proviant und ernähren sich einfach von den Monstern des Dungeons!

Drachen-Steaks, Comedy und der Dungeon

In Dungeon Meshi steigt unsere Heldentruppe in jene Tiefen, die nicht von ungefähr an Abenteuer à la Dungeons und Dragons erinnern. Nur ist Dungeon Meshi auch ein Manga über das Kochen – von menschenfressende Pflanzen-Torte, gebratenem Basilisken und Mimic-Eintopf. Ryoko Kui beschreibt diese Monster, ihre Anatomie und ihr Verhalten mit besonders viel Liebe zum Detail. Dadurch wirkt ihre Fantasy-Welt wunderbar glaubhaft und plausibel, ohne jemals den Charme des Phantastischen zu verlieren.

Das gleiche gilt für den Dungeon und seine Mechanismen. Die einzelnen Etagen bilden ihre eigenen Ökosysteme, welche bestimmte Monster-Populationen behausen. Auch die Magie folgt einer stringenten Logik, ohne zu wissenschaftlich zu sein oder, wie andere Geschichten aus Japan, Elemente aus Video-Spielen einzufügen. Warum es im Dungeon Untote und Geister gibt, hängt auch damit zusammen, wie Wiederbelebungs-Magie funktioniert. Die Erklärung dafür ist in sich so schlüssig, dass kaum Fragen offen bleiben.

Darum ist Dungeon Meshi auch für alle interessant, die sich gerne mit dem Weltenbau beschäftigen. Hier sieht man mal, wie man es richtig machen kann. Wobei sich Dungeon Meshi eben auf diesen Dungeon, seine Kreaturen und seine Geheimnisse konzentriert. Die Oberwelt spielt nur in ein paar Kapiteln eine Rolle, von der Welt da draußen kriegt man wenig mit. Das stört auch nicht, der Dungeon bietet genügend unterschiedliche Rätsel, Ökosysteme und Monster, um über viele Kapitel zu unterhalten.

Die Truppe: Kämpfer mit hoher Intelligenz und Magierin mit mehr Charisma als Können?

Ich kann nicht aufhören, diesen Manga zu loben und muss noch etwas zu den Charakteren sagen: die sind sympathisch, urkomisch und brechen gängige Klischees, ohne dass es gezwungen wirkt. Der Anführer Laius würde sonst ein typischer Kämpfer mit dicken Muskeln und viel Stahl sein. Tatsächlich besiegt er die meisten Monster mit kreativen Einfällen und seinem Wissen über diese Kreaturen, das oft schon ans Perverse grenzt. Ja, Laius ist fasziniert von Monstern und hegte heimlich schon lange den Wunsch, sie alle mal zu kosten. Soziale Intelligenz ist bei ihm oft Mangelware, was wiederum zu vielen witzigen Dialogen führt.

Marcille ist die Elfen-Magierin des Trupps. Sie schafft es hervorragend, stereotypische Elfeneigenschaften anzudeuten und dabei trotzdem ein eigenständiger, liebenswerter und witziger Charakter zu sein. Sie sorgt für viele Lacher, da sie am heftigsten mit Ablehnung auf die meisten Monstergerichte reagiert und dabei eine ungeheuerlich ausdrucksstarke Gesichtsmimik zur Schau stellt (die Elfenohren helfen ungemein). Mit ihrer Magie schlägt sie am Anfang oftmals fehl und trägt damit zu mehr Gags bei, aber mit der Zeit offenbaren sich ihre unheimlichen Kräfte.

Senshi ist der Zwerg und kein stumpfer Gimli-Verschnitt, der dauernd trinkt und alles mit der Axt kleinhaut. Stattdessen sorgt er sich mit seinen Kochkünsten lieber um das Wohlergehen der Truppe. Qualitatives Kochgeschirr ist ihm wichtiger als Schmiedeöfen und Minenschächte. Der Halbling-Dieb entspricht noch am ehesten seinem Archetyp, jedoch konzentriert sich sein Charakter auf einen professionellen Umgang mit Fallen aller Art. Er hasst Fallen.

Selbst jene, die sonst nicht viel mit Manga am Hut haben, kann ich Dungeon Meshi nur empfehlen. Es hat alles: durchdachte Fantasy, großartiger Weltenbau, liebenswerte Charaktere und schmackhafte Gerichte.

Facebooktwitterredditpinterestlinkedinmail

Schreib einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert