Bright ist einfach kein Fantasy

Hierbei handelt es sich nicht um ein Film-Review. Na gut, ein bisschen doch. Wir konzentrieren uns darauf, was beim Film Bright in puncto World-Building schief gegangen ist. Eines vorweg: Fast schon alles.

Für jene, die den Film noch nicht gesehen haben (und keine Sorge, hier geht es nicht um die Story, also keine Spoiler): Los Angeles in einer alternativen Welt. Der Polizist Daryl Ward (Will Smith, verschlang den Großteil des Budgets) hat wenig Freude an der Arbeit mit seinem ungleichen Partner: Nick Jakoby, dem ersten Ork im Polizeidienst. In dieser Welt leben die Menschen mehr oder weniger friedlich mit Fantasy-Wesen wie Orks, Elfen, Zentauren und anderen der 9 Rassen zusammen. Inklusive Magie. Durch einen Zufall gelangen sie an einen mächtigen Zauberstab, werden wegen ihn von menschlichen wie auch orkischen Gangs gejagt und müssen sich gegen böse Elfen wehren, die einem dunklen Lord dienen. Und das gelingt nur, wenn Daryl und Nick ihre Differenzen aus dem Weg schaffen.

Ach ja, und sie greifen noch eine gute Elfin auf, welche die meiste Zeit wie ein verschrecktes Kind herumhüpft – was sie im Originalskript auch mal war, bevor es nur so halb geändert wurde. Ja, der Film hat Probleme beim Drehbuch, der Story und vielem mehr. Trotzdem recht unterhaltsam.

Weltenbau: Ein Beispiel, wie man es nicht macht

Aber deswegen sind wir nicht hier. Es geht ums World-Building. Wie bereits beschrieben, haben wir es hier mit unserer Welt zu tun, in der es plötzlich die standardmäßigen Fantasy-Rassen gibt. Jedoch geht Bright nicht den Weg von Urban Fantasy und präsentiert uns versteckte Reiche oder Parallelwelten. Nein, diese Wesen sollen ein bewusst wahrgenommener Teil der Welt. Seit wann? Keine Ahnung, der Film erzählt von den Orks, wie sie vor zweitausend Jahren auf der Seite des dunklen Lords kämpften. Und hier hinkt der Weltenbau im Film gewaltig: Trotz dieses gewaltigen Krieges, bei dem sich alle 9 Rassen vereinigen mussten, scheint der Rest der Menschheitsgeschichte exakt gleich abgelaufen zu sein. Überlegen wir mal: Der Film spielt in Los Angeles. Die Umgebung der Stadt wurde erst besiedelt, als sich hier Mönche des Franziskanerordens niederließen. Was bedeutet, dass es Franz von Assisi gegeben haben muss und den Papst Leo X. Da es auch diesen Papst gab, muss sich die Geschichte des Christentums genauso verhalten haben. Und somit der von Rom. Und allem, was davon abhängt.

Aber wo waren die Orks hierbei? Wo die Elfen? Waren die Elfen die Päpste? Die leben aber länger (vermute ich), also hätte es weniger Päpste gegeben. In dem Film wird gesagt, die Elfen beherrschen die Welt. Es gibt einen kleinen Abstecher ins Elfenviertel (es heißt wirklich einfach nur „Elfenviertel“). Das ist neu. Das gibt es nicht bei uns. Es bleibt aber nur bei diesem kleinen Abstecher, der uns nur verdeutlichen soll, dass die Elfen scheinbar reiche Snobs und Models sind. Und das war es. Mehr erfahren wir nicht. Als ob uns der Film diese Dinge nur zeigen will, aber selber nicht weiß, warum sie wichtig sein sollten.

Warte mal. Der dunkle Lord erschien vor zweitausend Jahren. Und alle Völker mussten gegen ihn kämpfen, um nicht versklavt zu werden. Hat Jesus gegen ihn gekämpft? Ich sehe keinen Grund anzunehmen, dass Jesus nicht existiert haben soll (Bitte keine religiöse oder historische Debatte über die Echtheit dieser Gestalt, ihr wisst, wie ich das meine).

Fantasy als zweckgebundene Allegorie

Und das ist einfach das Problem hinter dem Weltenbau von Bright. Es funktioniert nicht. Die Fantasy-Elemente wurden gewaltsam in unsere Welt eingeführt, ohne sich einen Gedanken darüber zu machen, welchen Einfluss sie auf die Entwicklung der Menschheit und ihrer Geschichte haben würde. Nicht so wie bei Shadowrun, bei dem ein jähes Ereignis die fantastischen Gestalten und Magie auftreten lassen – und sich dann der Verlauf der Geschichte komplett verändert.

Was uns zu der gewagten Überschrift führt: Es ist einfach kein Fantasy, weil Fantasy nicht das Genre oder den Kern dieses Filmes ausmacht. Bright handelt von Parallelgesellschaften, Minderheiten und Rassismus. Die Orks sind nichts weiter als Allegorien. Sie sind ein wildes Mischmasch aus White Trash, schwarzafrikanischer Ghetto-Kultur und mexikanischen Banden – welche es ebenso in diesem Film gibt.

Die Orks und Elfen sind einfach nur Allegorien, die dazu da sind, als Figuren zu dienen. Figuren für eine Geschichte um Rassismus aus der realen Welt, welche Fantasy nicht bräuchte. Sie sind keine Charaktere und keine Völker, die in sich selbst ruhen und außerhalb dieses Filmes bestand hätten. Das hat nichts mit Settings wie The Witcher oder Dragon Age zu tun, in dem das Thema Rassismus durchaus vorkommen und ernst behandelt werden kann. In diesen Settings ist der Rassismus in der Welt und in seinen Figuren verankert und ist ein natürlicher Teil der Welten. In Bright wollte man zuallererst eine Geschichte um Rassismus schreiben und benutzte Fantasy als Staffage. Und deshalb wirkt es unecht, falsch und dieses Themas nicht würdig.

Nach diesem viel zu lang geratenen Wortschwall lasse ich mal Tolkien in kurzen Worten zusammen fassen, was sich die Autoren von Bright hätten zu Herzen nehmen sollen:

I cordially dislike allegory in all its manifestations, and always have done so since I grew old and wary enough to detect its presence. I much prefer history – true or feigned– with its varied applicability to the thought and experience of readers.

– J. R. R: Tolkien

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